Das Foto zeigt die historischen Siegelabdrücke der Ev. Kirchengemeinde Kirchherten.

Das kleinere ist in dieser Form zum ersten Mal 1704 bezeugt. Auch auf der Unionsurkunde von 1827 findet es noch Verwendung.

Das größere stammt aus dem 19. Jahrhundert, und zwar nach Einführung der Union in Kirchherten im Jahre 1827. Dies zeigt sich an der geänderten Umschrift: Anstatt des allgemein gehaltenen niederländischen (niederdeutschen) Wortes “Kirchensegel” (Kirchensiegel) steht hier nun “Siegel d. evangel. Kirchengemeinde Kirchherten”. „Evangelisch“ nannten sich – zunächst nur im Königreich Preußen – solche Kirchengemeinden, in denen sich Lutheraner und Reformierte zusammengetan hatten.

Als das Siegeln mit Siegellack zu Beginn des 20. Jahrhunderts dem Abdruck mit Stempelfarbe wich, wurde ein einfaches Siegel ohne Bild angeschafft. Nach dem 2. Weltkrieg kam das alte Siegelbild wieder in Gebrauch. Nun lautete die Umschrift “Evangelische Kirchengemeinde Kirchherten”. In dieser Form diente das Siegel bis zum 31.08.1989 zur Beurkundung.

Das Siegelbild zeigt auf beiden Versionen ein Wappenschild mit je zwei griechischen und zwei lateinischen Buchstaben.

Die griechischen Buchstaben Alpha und Omega stehen für Christus. In Offenbarung 22,13 spricht er: „Ich bin das A und das O, der Erste und der Letzte, der Anfang und das Ende.“

Die ineinander verschlungenen lateinischen Buchstaben lauten P und U. Sie stehen für „per unum”, zu Deutsch: „durch einen”. Darin ist eine Kernaussage der Reformation zusammengefasst: Christus ist der einzige Heilsmittler für die Menschen. Dieses Bekenntnis fußt auf Bibelstellen wie Apostelgeschichte 4,12 („Und in keinem andern ist das Heil, auch ist kein andrer Name unter dem Himmel den Menschen gegeben, durch den wir sollen selig werden.“) oder 1. Timotheus 2,5+6 („Denn es ist ein Gott und ein Mittler zwischen Gott und den Menschen, nämlich der Mensch Christus Jesus, der sich selbst gegeben hat für alle zur Erlösung“). Unter Verweis auf diese Bibelstellen wandte sich die Reformation gegen die Lehrauffassung, dass Christen bei Gott der Fürsprache durch Maria oder die Heiligen bedürften.

Das heute gültige Siegel ist eine Modifikation des alten. Die vier beschriebenen Buchstaben sind in den vier Feldern um ein gleichschenkliges Kreuz angeordnet. Dieses Siegel gilt seit dem 1. September 1989.

Dr. Johannes Grashof